Freitag, 13. Juli 2007
Marhaba Allerseits!
Vielen vielen Dank für eure zahlreichen Rückmeldungen, E-Mails und Wünsche, im Laufe der nächsten Tage und Wochen melde ich mich persönlich bei euch!
So, da meine ungesicherte W-Lan-Verbindung zu Hause noch hält (hoffentlich die ganze Zeit durch, die ich hier bin) möchte ich euch bisschen mehr von hier erzählen. Es ist wirklich unvorstellbar anders hier als alles, was wir bisher gesehen und erlebt haben.

Es ist wahnsinnig heiß hier. Jedes Mal, wenn wir aus der Tür gehen, denkt man, man steht direkt hinter dem oder im Auspuff eines Busses. So heiß ist es. Innerhalb von Minuten ist man komplett durchgeschwitzt.



Auch abends sind es noch ca. 39 Grad. Ohne Klimaanlage geht’s nicht. Gestern abend sind wir mit Rania durch die Stadt gefahren, haben ab und zu angehalten, um etwas anzuschauen, Photos zu machen. Als wir wieder ins Auto eingestiegen sind, ist die Scheibe von außen gefroren, weil es innen soo kalt und draußen soo heiß war. Wenn wir ausgestiegen sind, hat Rania das Auto immer laufen (und meistens auch offen) gelassen – damit die Klimaanlage weiterläuft. Und: Qatar ist ja sicher ;-)

Am Tag sieht man hier, bis auf indonesische Gastarbeiter, die zum Teil 12 Stunden draußen arbeiten müssen, niemanden auf der Straße (Ach ja: die Qataris gehen nach Info von Rania mit 27 in Rente... ;-) und zwar nicht mit ein paar Hundert Qatar Rials (5QR = 1 Euro), sondern als (Multi-)Millionäre...). Das wahre Leben beginnt erst nach Sonnenuntergang. Als wir gestern Nachmittag ins Auto eingestiegen sind, haben wir uns (ja, Silvi...) wirklich den Hintern verbrannt, so heiß waren die Sitze im Auto. Alles ist sehr staubig hier. Wenn man sein Auto 2 Tage ohne Benutzung stehen lässt, ist es eingestaubt... Klare Sicht gibt’s hier fast nicht.
Öffentliche Verkehrsmittel gibt’s hier kaum. Ohne Auto ist man absolut aufgeschmissen. Ehe ein Taxi in Sicht ist, ist man schon fast geschmolzen. Man kann hier auch nicht groß draußen laufen. Es ist einfach nur wie in der Sauna.

Trotzdem gibt’s überall grün in der Stadt. Palmen und Rasen ohne Ende. Alles wird bewässert! Überall liegen Wasserleitungen und stehen Sprenkler.

Meine Wohnung hier ist riesig. Wie gesagt, 3 Bäder, 3 Schlafzimmer (Gäste sind gerne willkommen ;-) ). Einen wegen der Hitze nicht zu benutzenden Balkon. Eine neue Waschmaschine, ein Fernseher und ein ungesichertes W-Lan-Netz ;-)

Gestern waren wir bei Al Jazeera Children’s Channel. Dort durfte keiner wissen (islam. Gebote), dass Robert und ich (ohne verheiratet zu sein) zusammen sind. So war ich Redakteurin vom Ki.Ka und Robert Script Writer, der mitgekommen war, um sich das alles mal anzuschauen, und kein Englisch können durfte ;-) Damit konnten wir jegliche unangenehme Situation vermeiden. Nach Ranias Info ist das Befreundet-sein nicht so schlimm, da wir Europäer und keine Muslime sind, aber es wäre wohl total über uns getratscht worden und einen schlechten Ruf würden wir schnell weg haben. Alle waren sehr sehr nett, die Antrittsbesuche bei Ranias Chefin und dem Programmchef verliefen sehr gut. Alles ist sehr bunt und farbenfroh dort, JCC hat die neueste Technik in den Regieräumen, 2 große Studios und: ein „open budget“...



Beim Geld-Umtausch bezahlt man weder Steuern noch Gebühren... Abends waren wir wieder in einer der riesigen Shopping-Malls zum essen. Diese Malls sind echt unglaublich groß und z.T. kitschig, und ähneln den deutschen Einkaufszentren. Nur ist alles viel größer, prunkvoller, teilweise überzogener und natürlich voll klimatisiert. Überall laufen Scheichs in weißen Gewändern und (zum Teil vollständig, also inklusive Augen) schwarz verhüllte Frauen rum. Im Supermarkt gibt’s fast die gleichen Dinge wie bei uns.

Später waren wir mit Rania bei einer Freundin zum DVD-schauen. Niam, so heißt die Freundin, kommt aus dem Libanon und arbeitet hier bei Al Jazeera News. Sie wohnt allein in einer riesigen Villa, die ihr der Sender stellt.



Auch sie durfte nicht wissen, dass Robert und ich ein Paar sind. So saßen wir brav nebeneinander und schauten DVD. Als um 0 Uhr dann mein Geburtstagsständchen erklang, konnte mich mein „Script-Writer“ zum gratulieren auch nur kurz nett drücken ;-) Rania fand das alles sehr lustig. Sie hat damit überhaupt keine Probleme und macht sich zum Teil auch über diese absurden Regeln lustig.
Natürlich konnten wir auch nicht mit Sekt anstoßen... Aber nett und außergewöhnlich war’s auf jeden Fall.

Die Stadt ist sehr sehr weitläufig. Überall gibt’s 2-4spurige Straßen, die besonders in den Abendstunden dicht befahren sind. Die Häuser sind weiß und gelb und alle neu (Bilder folgen). Es kommt einem so vor, als würde man durch ein riesiges Disneyland fahren. Überall wird gebaut! Überall. Im Dezember waren hier die „Asian Games“, also so was wie die asiatischen olympischen Spiele. Die ganzen Stadien, Turnhallen, Schwimmhallen, Plätze und das gesamte Wohndorf der Athleten steht jetzt LEER!!! Unfassbar. Und direkt nebenan wird gebaut. Und auch die Mieten sind hier in Doha, nach Ranias Angaben, schier unerschwinglich.

Bild auf Haus: His Highness Shaikh Hamad bin Khalifa al-Thani

Überall stehen Moscheen, Villen und sonstige Prachtbauten, z.T. zu Ehren von His Highness Shaikh Hamad bin Khalifa al-Thani. Prunk und Reichtum zur Schau stellen steht ganz hoch im Kurs.



Bis dahin. Demnächst mehr!
Liebe Grüße von Anne und Robert

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