Freitag, 10. August 2007
Warum eine muslimische Frau geheiratet wird...
Gestern hab ich auf den Internetseiten der in den Golfstaaten meistgelesenen englischen Zeitung „Gulf Times“ gestöbert. Dort gibt es auch die Rubrik „Islam“ mit einigen Artikeln, die mich sehr an einen „Kummerkasten für Erwachsene“, genauer gesagt für Muslime, erinnert haben. Unter Titeln wie “The Upbringing of Muslim children” oder “What does obeying the parents mean?” werden Ratschläge und Lebenshilfe für das muslimische Leben gegeben, natürlich abgeleitet oder mit direktem und zitiertem Bezug zum Koran.
Auch wenn ich natürlich die Lebensweise und Werte der Menschen hier respektiere (an einigen dieser Werte könnte sich unsere Kultur sogar eine Scheibe abschneiden), sind viele der Inhalte doch auch befremdlich. Oder zumindest unverständlich für westlich kultivierte Menschen, die in einer modernen und auf das persönliche, individuelle Glück bedachten Gesellschaft aufgewachsen sind. Alles in allem für mich sehr interessant zu lesen, deshalb möchte ich euch einige Ausschnitte nicht vorenthalten, als erstes aus dem Artikel „The Upbringing of Muslim Children“.

Unter dem Abschnitt „Vor der Geburt“ steht „Wie man die richtige Ehefrau wählt“ (stimmt, da war ja noch was ;-) ). Nachfolgend werden dann die Kriterien aufgelistet - „A woman is married for four things“: ihr Vermögen, den Status ihrer Familie, ihre Schönheit und ihre Religion.
Weitere Richtlinien sind „mental und physical sanity“ – die zukünftige Ehefrau sollte weder psychisch krank oder unfähig sein, Kinder großzuziehen noch sollte sie schwerwiegende Krankheiten haben, bei denen das Risiko besteht, dass sie diese an die Kinder vererbt!
Der Status der Familie, so wird erklärt, sei deswegen so wichtig, weil Ehefrauen, die aus streng islamisch lebenden Familien kommen, erfolgreicher darin sind, gute muslimische Kinder großziehen.
Das Wort „Liebe“ taucht irgendwie gar nicht auf. Nix mit romantischen Gefühlen, alles taktische und strategische Überlegungen.



Zur Namensgebung der Kinder heißt es allerdings, dass Eltern sehr umsichtig sein sollen, dass sie ihren Kindern keine Namen geben, die sie später zum Gespött unter ihren Freunden machen und dazu führen, dass sie beim spielen ausgeschlossen werden… Da habe ich doch in Deutschland schon von so manchem Beispiel gehört, bei dem sich die Eltern wohl besser an diesen Ratschlag gehalten hätten… Nun ja.



Bei der Erziehung seiner Kinder soll ein Moslem gut und liebevoll für sie sorgen, immer für sie da sein, mit ihnen spielen, um sie glücklich zu machen (ja, genauso steht das da!!!), ihnen gute Manieren beibringen und sie in der islamischen Lehre unterrichten, aber natürlich auch die richtigen Freunde für sein Kind aussuchen: Kinder lernen sehr viel von und mit anderen Kindern – daher ist es umso wichtiger, dass die Freunde gute Manieren haben.



In einem Artikel mit dem Titel „What every child should know“ sind nicht etwa Informationen zu, ich sag jetzt mal, zwischenmenschlichen Beziehungen gegeben, wie sie in Deutschland wohl jeder einmal (wahrscheinlich in der Bravo...) gelesen hat. Nein, dort geht es darum, dass man seine Eltern, wenn sie alt und gebrechlich sind, nicht in ein Heim abschiebt, sondern sie zu Hause pflegt. Und ihnen damit die Zeit, Mühe und Pflege zurückgibt, die man selbst als Kind von ihnen erhalten hat.



In einem Beitrag zum Thema “In search of the body beautiful“ werden Schönheitsoperationen abgelehnt (und der Westen, besonders die USA als schlechtes Beispiel dargestellt...), da jeder und jede von Allah gemacht und deshalt genau so perfekt ist, wie er oder sie eben ist, ob groß, klein, dick, dünn, schön oder hässlich, und jeder das so akzeptieren muss.
Allerdings heißt das nicht, dass Frauen sich nicht um ihr Aussehen kümmern und die Ehemänner sie auch so annehmen müssen. Im Gegenteil – es sei die Pflicht einer jeden Ehefrau, so der Beitrag, sich für ihren Mann herauszuputzen, und sich so zu schminken, dass sie ihm gefallen.
Und das tun ja hier – und oft auch in der westlichen Welt - nicht nur die Ehefrauen ;-)



Soweit ein kleiner Einblick in die Lebensweise hier, der, um darüber urteilen zu können, natürlich immer im Zusammenhang betrachtet werden muss.

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Mittwoch, 8. August 2007
Ein Hauch von Disneyland
Auf meinem täglichen Weg zur Arbeit komme ich an einigen von unzähligen Villensiedlungen hier in Doha vorbei.



Alles neu gebaut! Und kein Ende in Sicht.



In einer Siedlung gleicht ein Haus dem anderen, vieles erinnert an Disneyland oder das Dorf in der „Truman Show“.



Alles hell, sauber und geleckt, eine Mauer drum herum, Security am Eingang. Man legt hier sehr viel Wert auf Grün, d.h. vorzugsweise Rasen und Palmen, die natürlich ständig gesprengt werden müssen. Ansonsten ist fast alles betoniert. Was nicht begrünt oder betoniert ist und wo bei uns „Mutterboden“ wäre, ist hier (wir sind ja in der Wüste...) Stein, Kies und Sand.

Überall entstehen neue dieser Siedlungen, überall wird gebaut...



... während mitten in der Stadt im ehemaligen Athletendorf Hunderte von Wohnungen, die für die Asian Games 2006 in Doha, ohne Küche (!), gebaut wurden, leer stehen...



Ein bizarres Bild, für ein an westliche Bauweisen, Städte und Dimensionen gewohntes Auge, das gemischte Gefühle und Fragen auslöst.

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Dienstag, 7. August 2007
Mittendrin
Gestern habe ich einen Blick hinter die Kulissen von Al Jazeera News geworfen.
Ohne mich zu den Inhalten des umstrittenen Senders zu positionieren, hier einige Infos zu Al Jazeera und in Bildern das, was ich dort eingefangen habe.

Als „erste unabhängige arabische Nachrichten- und Informationsfernsehstation“, als „ersten arabischen Sender mit Meinungsfreiheit“ bezeichnet sich der Sender, der in allen Winkeln der Welt quasi als die Stimme Arabiens wahrgenommen wird. „Al Jazeera“ heißt übersetzt „die Insel“ und hat sich der wertfreien Vermittlung weltgeschichtlicher Vorgänge verschrieben, am liebsten natürlich live.

Gegründet wurde Al Jazeera 1996 vom Emir von Qatar höchstpersönlich, der damit seinen Reformwillen bekräftigte. Spätestens seit den Terroranschlägen gegen die USA von 2001 und der Ausstrahlung des Videos von Osama Bin Laden ist der katarische Sender in der ganzen Welt bekannt, seine mediale Macht unbestritten und heiß diskutiert. Mit den Kriegen und Krisen in der arabischen Welt wuchs die Bekanntheit Al Jazeeras. Vielen Stimmen erscheint die Medienpolitik des Senders äußerst bedenklich was den schmalen Grat zwischen Meinungsfreiheit und freien Journalismus angeht. Kritiker kommen nicht nur aus den USA, sondern auch aus den arabischen Ländern.

Neben dem Flagschiff Al Jazeera News besteht Al Jazeera aus einem Netzwerk von weiteren Kanälen wie Al Jazeera Documentary Channel, Al Jazeera Sports oder Al Jazeera International.

Nur unter großen Sicherheitsvorkehrungen und mit einem Gatepass kommt man in das Gebäude von Al Jazeera, das von außen eher unscheinbar, doch durch sein blaues Dach erkennbar ist.



Im Eingangsbereich des Senders hängt der Code of Ethics von Al Jazeera, der in 10 Punkten u.a. die journalistischen Werte wie Ehrlichkeit, Mut Fairness, Ausgewogenheit, Unabhängigkeit, Glaubwürdigkeit und Vielfalt für die Berichterstattung enthält, sowie politische Unabhängigkeit, Respekt, Meinungsfreiheit und Transparenz.



Außerdem ist hier in einer Art Ausstellung u.a. die Ausrüstung eines getöteten Al Jazeera Journalisten zu sehen.



Wenn man weiter in den Sender geht, sieht man an den Wänden Zitate wie z.B. "A hero is someone who understands the responsibility that comes with his freedom. Bob Dylan." oder "First they ignore you, then they laugh at you, then they fight you, then you win. Mahatma Gandhi."

In einer Art Zeitstrahl sind die wichtigsten Ereignisse für den Sender aufgelistet.



Außerdem gibt es eine Wand mit allen Mitarbeitern – auch Niam, die bei Al Jazeera News arbeitet und mir das Gebäude zeigte, ist natürlich zu sehen.



Das Hauptstudio hat eine Art offene Wand, hinter der sich der riesige „Büroraum“ mit den Arbeitsplätzen der Mitarbeitern befindet. Hier von Fernsehseite aus:



Hier der Newsroom sowie der Newsroom mit Studio im Hintergrund von oben:





An allen Arbeitsplätzen befinden sich neben den Bildschirmen Fernseh-Flatscreens.



Die Studiodeko und das animierte Logo von Al Jazeera wurden übrigens von einer bayerischen Firma entworfen.

Als letztes zeigte mir Niam den alten Newsroom, der bis 2005 als Hintergrund für das alte Studio diente. Dort trafen damals sämtliche Videobotschaften ein.



Alles in allem für mich ein, mit dem Redakteursauge gesehen, sehr interessanter Besuch.

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Samstag, 4. August 2007
Sommerquiz
Für alle Nichturlauber, Arbeitenden und Ratelustigen unter euch gibt’s jetzt etwas zum Aufmuntern – ein Quiz: Markenraten ;-) Ich möchte damit keine Werbung für irgendwelche Marken machen, finde es nur immer witzig, die in der westlichen Welt bekannten Marken hier völlig neu zu entdecken...

Ihr seht hier unter Nr. 1 bis 10 verschiedene Markennamen, alle auf arabisch. Welche Marken verbergen sich dahinter? Die gesuchten Marken gibt es alle in Deutschland, auch wenn sie zum großen Teil aus den USA stammen. Ich weiß, es ist bei einigen ziemlich knifflig, bei anderen verrät das Bild schon einiges!

Teilnehmen dürfen alle nicht arabisch-sprechenden unter den treuen Blog-Lesern. Schickt die Antworten an meine E-Mail-Adresse (entweder ihr habt sie eh schon oder ihr kennt jemanden, der sie euch gibt ;-) ). Der- oder diejenige mit den meisten richtigen Antworten gewinnt. Bei Gleichstand entscheidet der Zeitpunkt der Einsendung – je früher, desto besser.

Und das gibt’s zu gewinnen:
Als Hauptpreis: eine fette Süßigkeiten-Box mit leckeren Maamoul-Keksen mit Dattel-Füllung, die ich bei meiner Rückkehr mitbringe und feierlich übergebe.



Zudem bekommen die ersten drei Einsender jeweils eine Minibox mit den leckeren Keksen!

Dann viel Spaß ;-)

Marke 1:


Marke 2:


Marke 3:


Marke 4:


Marke 5:


Marke 6:


Marke 7:


Marke 8:


Marke 9:


Marke 10:

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Freitag, 3. August 2007
Katzen
… werden in Qatar nicht gegessen, sondern viele von ihnen leben hier auf der Strasse – so wie diese drei Exemplare, die sich ein schattiges Plätzchen gesucht haben, da sie auch bei 46 Grad Hitze draußen bleiben müssen (das Gegenteil von dem Schicksal, das viele deutsche Katzen im Winter erleiden).

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Zu Gast bei Scheichs...
Wie ihr schon auf den ersten Blick sehen könnt, sind bei dieser Geschichte keine Photos mit dabei... Ich möchte euch aber trotzdem von diesem Erlebnis berichten, das mich sehr beeindruckt hat – nicht nur da „Klein-Anne“ die große Welt der reichen Scheichs entdeckt, sondern auch weil es menschlich sehr bereichernd war. Aber lest selbst.

Rania war schon seit Wochen bei einem katarischen Mädchen eingeladen, mit dem sie vor ein paar Monaten gedreht hatte. Endlich wollte sie diese Einladung annehmen und nahm mich mit. Wir fuhren in die Gegend von Doha, in der die sehr gut Betuchten leben – sprich: vor allem Kataris. Dort stehen keine Villen mehr, das sind Schlösser!!! Unvorstellbar. In allen Formen und Grössen! Und in einem der größten dieser Schlösser wohnte das Mädchen (sie war dann doch kein Mädchen mehr, sondern schon 18...) mit ihrer Familie. Ihr Vater ist katarischer Botschafter und wohnt zur Hälfte in Spanien, zur anderen Hälfte in Doha.
Wir gingen durch die gläserne Eingangstür und wurden dann in ein riesiges goldenes Wohnzimmer für Gäste gebeten (so etwas haben fast alle Araber, die ein Haus oder eine Villa besitzen – dort werden Gäste empfangen und Gespräche geführt. In manchen Häusern gibt es sogar getrennte Räume für Männer und Frauen. Durch dieses „Gastwohnzimmer“ schützt der Hausherr seine Privaträume vor ungewollten Blicken. In diese Privatgemächer gebeten zu werde ist eine große Ehre – so habe ich es zumindest gehört und gelesen). Das Gastwohnzimmer hier war ein großer Raum mit prunkvollen Teppichen, Vasen, Bildern an den Wänden einem riesigen Diamantkronleuchter in der Mitte, sozusagen der "Thronsaal des Schlosses", aber alles sehr geschmackvoll und nur ein bisschen überladen im Vergleich zu dem, was ich hier bisher gesehen habe. An den vier Wänden standen na ja, nicht Sofas, eher Bänke zum Sitzen, mit Kissen und sehr bequem. Dann waren dort natürlich noch Vitrinen mit den Abzeichen und Photos des Vaters. Dann kamen die Mutter und die zwei ältere Schwestern des Mädchens dazu, Sheika, die älteste Tochter und Noura, die zweitälteste. Insgesamt sind es fünf Schwestern (!) und ein Bruder. Die Mädchen trugen alle weder Kopftuch noch Abaya und hatten gediegene Markenkleidung an. Außerhalb des Hauses und im Beisein von Männern, die nicht zur Familie gehören (oder auf Fotos von Fremden) müssen sie immer Schleier und Umhang tragen (deshalb war das mit dem fotografieren auch sehr schwierig...). Beide Mädchen waren sehr hübsch und auffallend ungeschminkt (die meisten Mädchen schminken sich eher mehr als weniger, besonders die Augen werden meisten mit dunklem Kaja betont). Das älteste Mädchen hatte eine krasse Ausstrahlung. So ruhig und „würdevoll“, anders kann ich es nicht beschreiben. Sie kümmerte sich um Tee und bot uns Kekse an (in muslimischen Familien ist das wohl die Aufgabe der ältesten Tochter, auch wenn es dann oft statt Tee Mokka gibt). Trotz ihres Alters (ca. 22-25 Jahre) wohnen die beiden älteren Mädchen noch zu Hause. Sheika hat gerade ihr Chemiestudium an der University of Qatar abgeschlossen und Noura studiert Computer Science an der Carnegie Mellon University in Qatar.
Die Mädchen hatten mich zunächst für eine Tunesierin gehalten und mir zur Begrüßung nur 2 statt der üblichen 3 Wangenküsse gegeben und mich auf arabisch angesprochen. Sie sprachen jedoch auch alle perfekt Englisch ;-)

Ich erfuhr, dass die Familie sehr viel reist, meist nach Spanien oder Deutschland. Sie haben schon viele deutsche Städten gesehen und versicherten mir, dass Deutschland ihr absolutes Lieblingsland sei. Wir unterhielten uns bisschen über Deutschland, über ihre Besuche dort etc.
Nach Tee, Keksen und Gesprächen luden sie uns zum Essen ein, und wir durften die Privaträume des Hauses betreten. Ich war begeistert – schließlich wurde es ja jetzt richtig interessant ;-) Auch von innen war dieses Haus ein richtiges eingerichtetes Schloss! Das gesamte Erdgeschoss war nahezu ein großer Raum mit verschiedenen Ebenen, Winkeln und Sitzgruppen. Alles traditionell und doch modern eingerichtet. Wir lernten den Vater der Familie kennen, einen traditionell gekleideten Katari, der uns aufs herzlichste begrüßte. Dann gingen wir ein paar Treppen abwärts, dort war eine große Tafel gedeckt mit allen möglichen Köstlichkeiten. Verschiedene Teller und Platten mit libanesischem Essen. Und natürlich wurde uns als Gästen von jedem etwas auf den Teller gelegt. Die Gläser waren bereits mit Eis gefüllt, sodass man seine Dose Cola (!) nur dort hinein gießen musste. Wir speisten quasi mit güldenen Besteck auf güldenen Tellern. Bald waren alle Plätze besetzt, auch der Vater und der Bruder kamen noch hinzu. Dann flüsterte eines der Mädchen mit ehrfürchtiger Stimme „our grandmother is coming“. Alle standen sofort auf, man konnte die Achtung vor ihr quasi im Raum spüren. Es war eine Ehre, dass die Großmutter kam, um Rania und mich zu begrüßen. Sie trug eine traditionelle Tracht mit einer Gesichtsmaske und strahlte ebenfalls Würde aus.

Nachdem sie wieder gegangen war, erzählte der Vater mehr über seine Lebensphilosophie. Er gibt seinen Kindern mit, dass man zwar immer kritisch sein muss, aber in allem das positive sehen sollte. 51 Prozent Gutes sind mehr als 49 Schlechtes. Und zehn oder sogar nur ein Prozent besser zu sein ist immer besser als gar keine Verbesserung, in welcher Lebenssituation auch immer. Für ihn gehören zum wirklichen Glücklichsein kein Geld oder Wertsachen, sondern es ist wichtig, wie man sein Leben nimmt und sieht, und dass man das Positive sehen sollte (klar, er kann das leicht sagen, ist ist ja reich, aber ich glaube, da ist was Wahres dran). Glücklichsein kommt seiner Meinung nach von innen und hat nichts mit Wertgegenständen zu tun – wenn man viel Geld aber seine Freunde verloren hat, ist man auch nicht glücklich, so seine Worte.

Nach einem „Spaziergang“ im Garten, der aufgrund der Temperaturen sehr kurz ausfiel, gab es im „Gästewohnzimmer“ noch Nachtisch.
Ich unterhielt mich mit den beiden älteren Mädels noch über arabisch-westliche Konflikte, Vorurteile und die Rolle der Medien. Sie sagten u.a., dass sie (sie persönlich und Qataris im Allgemeinen) über die Medien immer alle Ereignisse in Europa und der westlichen Welt mitverfolgen, aber kaum ein Europäer weiß, wo (und was?!) Qatar ist... Das hatte ich auch schon von anderen Arabern (insbesondere Libanesen) gehört. Und, dass es viele Vorurteile gibt, das die arabische Welt und ihre Religion immer gleich mit Terrorismus verbunden wird.

Wir unterhielten uns auch über den raschen Fortschritt in Qatar und in Doha und was sie als Kataris darüber denken. Sie leben und wohnen ja schon ihr Leben lang hier und wollen auch hier bleiben. In ihrem jetzigen Haus wohnen sie erst seit 3 Jahren. Bis dahin war das Gebiet kaum erschlossen. An der Stelle ihres ehemaligen Hauses wurde das Dorf für die Athleten der Asian Games im Dezember 2006 gebaut. Überall in Doha wird gebaut, es schießen Villen, Wohnblöcke und Hochhäuser aus dem Boden. Bis vor 5 Jahren war an der Stelle, an dem jetzt die Wolkenkratzer wachsen, das größte Einkaufszentrum steht und Ministerien und Finanzunternehmen ihren Sitz haben (ca. 10 Autominuten von dem Wohngebiet entfernt), nur ein einziges Hotel! Sheika und Noura stehen dieser Entwicklung und dem Bevölkerungswachstum (+100.000 Einwohner pro Jahr) mit gemischten Gefühlen gegenüber, hauptsächlich, weil Doha laut geworden und explosionsartig gewachsen ist. Den Fortschritt sehen sie positiv, wollen auch in Zukunft hier leben und arbeiten.

Ach ja - bevor wir von einem der Fahrer der Familie heimgebracht wurden, erwähnte Noura, dass sie sich demnächst einen Porsche kaufen wolle… Das ist schon eine komplett andere Welt hier.
Natürlich ist es nicht überall die heile Welt, wie bei diesem Erlebnis hier. Einige Dinge sind auch äußerst kritisch zu betrachten. Doch dazu bei Gelegenheit mehr.

Danke an alle die bis zu dieser Stelle des unbebilderten Berichts durchgehalten haben ;-) Für euch gibts doch noch eine Belohnung – wenigstens ein Bild von der Rückfahrt nach Hause, bei der uns Iman begleitet hat, das Mädchen, mit dem Rania gedreht hat.

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Montag, 30. Juli 2007
Männergeschichten aus dem Orient...
Also Mädels, wenn ihr mal was fürs Ego braucht, dann kommt nach Doha. Plant nur kurze Zeit dafür ein, denn dann reicht diese Art Erlebnis auch schon wieder...
Bisher habe ich es ja nur in meinen Touri-Büchern gelesen, aber seit letzter Woche weiß ich, dass es mehr als nur wahr ist... Als europäische Frau (als blonde wahrscheinlich noch viel mehr denn als dunkelhaarige) könnte ich mich hier ohne weiteres kostenlos durchschlagen und von einem Restaurant ins nächste einladen lassen. Klar – unverschleierte europäische junge und unverheiratete Frauen gibt es hier auch nicht so viele und so steht man, mal offensichtlicher und direkter, mal weniger direkt, schnell im Zentrum der Aufmerksamkeit, was in solchen Fällen eher weniger angenehm für mich ist. Als „Neue“ versucht man natürlich das in Reiseführern erworbene Wissen zum Verhalten im Orient („keine offenen oder „einladenden“ Blicke Männern gegenüber“, selbstverständlich „körperbedeckt kleiden“, keine zu langen Gespräche mit Männern führen, da sie das sonst falsch interpretieren etc.) umzusetzen, doch gerade im Job ist man natürlich auch männlichen Kollegen gegenüber, die fragen, woher man kommt usw., erst mal nett, ohne gleich an das Schlimmste zu denken. Nun ja.
Nachdem mir ein Kollege seine Handyphotos mit Kindern, Haus, Freunden und Ehefrau gezeigt hatte, und ich das Bild seiner Ehefrau mit „She’s really beautiful“ kommentierte, meinte er nicht nur „the same as you are...“, sondern wollte mich doch tatsächlich auch noch zum Essen einladen – natürlich nicht zu sich nach Hause. Just eine Stunde später kam ein anderer junger Mann und wollte mir das lokale Diskoleben näher bringen. Am Vormittag des selben Tages hatte Rania einen anderen Mann abwimmeln müssen, der bei ihr um ein Date mit mir gebeten hatte... usw. usf.
Meine aus Deutschland gewohnte (wie ich jetzt mal einschätzen würde) offene und fröhliche Art ist hier „too much“ und wird zum Teil vollkommen fehlinterpretiert. Die Balance aus Fröhlichkeit, Freundlichkeit, Höflichkeit, Reserviertheit und Ablehnung ist nicht so einfach zu finden und muss jeder Situation neu angepasst werden. Aber das ist ja auch spannend ;-)
Natürlich sind nicht alle männlichen Wesen, die ich hier kennen gelernt habe, so. Aber man muss ständig auf der Hut sein ;-)

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Freitag, 27. Juli 2007
Drehen im muslimischen Lande...
Diese Woche war ich mit Rania zum ersten Mal bei einem Dreh für JCC – sehr spannend und z.T. anders als ich das von meiner Arbeit beim KI.KA kenne.



Wir fuhren (mit einem Team aus: Fahrer, Kameramann, Ton-Ingenieur, Kabelträger und Redakteurin....) in eine Grundschule. Die Kinder dort sollten an diesem Vormittag in einem Workshop etwas darüber lernen, wie und warum sie ihren Körper gesund halten sollten (Essen, Sport, Sauberkeit, Zähne). Als erstes musste eine der Lehrerinnen verkabelt werden, damit man im Beitrag auch hört, was sie sagt. Und da fing das Problem schon an: Die Lehrerin hatte natürlich keine Hosentasche oder Gürtel, wie das bei uns in Deutschland der Fall wäre und wo man dann den kleinen Empfänger dransteckt. Sie hatte eine Abaya an und ein Kopftuch auf. 10 Minuten und zig erfolglose Versuche, den Empfänger irgendwo an ihr zu befestigen, schafften wir es dann, ihn in die Tiefen ihres Kopftuches zu basteln ;-) (das kleine schwarze unter ihrem Kinn ist das Mikro...)



Den Ton zu angeln, das geht hier in den meisten Fällen auch nicht – da ist der Lärmpegel schon auf grund der vielen Klimaanlagen viel zu hoch.
Auch an das Aussehen der Schulkinder musste ich mich erst gewöhnen – über ihren Kopftüchern trugen die meisten noch Kappen. Ein äußerst lustiges Bild.



Die nächsten Szenen wurden dann in der Turnhalle gedreht, wo die Kinder erst mal Basketball spielen mussten – so, wie sie waren – einige der älteren Mädchen in hochhakigen Schuhen. Dabei hatten einige der Mädchen natürlich immer wieder mit ihren Kopftüchern und deren Befestigung zu kämpfen. Im Anschluss gabs noch Infos zur Zahngesundheit. Fürs Fernsehen wurden fast alle Szenen gestellt, da war nichts, was auch ohne die Kamera so passiert wäre und man einfach hätte mitfilmen können. Die Aufnahmen selbst waren fast alles Totalen bis Halbtotalen, vereinzelt mal ein Portrait.
Dann wurde noch ein Interview geführt – diesmal mit einer bis auf die Augen vollkommen verschleierten Lehrerin, hier ein Bild vor dem Interview beim Weißabgleich:



Auch sehr gewöhnungsbedürftig für mich ;-) Rania erzählte, dass es nur äußerst selten vorkommt, dass vollkommen verschleierte Frauen auch Interviews geben und sie bei manch einem Beitrag, wo es in der Schule nur verschleierte Lehrerinnen gab, hilflos da stand, da niemand ein Interview geben wollte...
Während dessen kamen auch ein paar Kinder zu mir und wollten mit mir spielen. Da ich weder ihr Arabisch noch sie mein Englisch oder Deutsch verstanden, verständigten wir uns mit Händen und Füßen, oder sie redeten eben auf arabisch auf mich ein, während ich ihnen dann deutsch antwortete. Das klappte ganz gut.



Unser eigenes Projekt geht auch voran – wir suchen dazu gerade ein ca. 12- bis 14-jähriges deutsches Mädchen, das idealerweise in einer deutschen Großstadt lebt und sehr gut englisch spricht – habt ihr eine Idee??! ;-) Hinweise an meine Mailadresse oder als posting in den Block :-) Mehr Infos zum Projekt demnächst...

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Sonntag, 22. Juli 2007
Zum Thema Autos in Qatar gibt’s auch einiges zu schreiben...
Ich fang mal mit den Eindrücken ein, die Robert letzte Woche noch aufgeschrieben hat:
Obwohl man als „Deutscher“ ja denkt Auto fahren zu können und einen nichts mehr schocken könne, muss ich sagen, hier zu fahren wäre glatter Selbstmord. Kaum Verkehrsschilder, keine Ampeln, überall hupen und Aufblenden, Hinweisschilder auf Arabisch, alle fahren wie sie denken, Blinken ist hier ein Fremdwort ... but it works.



Eine Wissenschaft sind hier die Kreisverkehre („roundabouts“).



Das muss man gesehen haben. 3-Spurig – wer drin bleiben will, muss innen fahren und wer raus will blinkt einfach und zieht ohne Rücksicht auf den nachfolgenden Verkehr nach rechts raus... – dann müssen die nachfolgenden Spuren Platz machen und Vorfahrt gewähren. Unvorstellbar, dass das funktioniert.

Schätzungsweise jedes 5. Auto hier ist ein Landcruiser von Toyota.



Dieses und ähnlich große Autos fahren die meisten in traditioneller Kluft gekleideten jungen Leute. Meist mit Handy-Headset am Ohr. Unglaublich große Autos, mit denen die Einheimischen manchmal auch beim Ein- oder Ausparken Probleme haben...

Rania besitzt, wie viele andere hier, einen Lexus (quasi den Mercedes von Toyota ;-) ). Natürlich mit Automatikschaltung, damit man nebenbei noch Telefonieren kann ;-) Und als ich letztens lesen konnte, was dieses Auto an Benzin verbraucht, glaubte ich meinen Augen nicht trauen zu können: sagenhafte 14,9 Liter Super auf 100 Kilometer ;-)
Was man in diesem Atemzug natürlich noch erwähnen muss, sind die Benzinpreise. Ich habe heute mal ein Photo gemacht (zugegebenermaßen ein leider qualitativ nicht sehr gutes...):



Ja – da steht: „QR (Qatar Ryal) 28,00 Total Sale“ und „35,005 liters“. Ein Euro sind im Moment ca. 4,9 QR... => 35l für ca. 6 Euro... das ist schon nicht schlecht... Auch Mietwagen sind hier mehr als preisgünstig zu bekommen.
Blitzer gibt’s hier übrigens auch, feste und variable. Der Auszug aus dem Strafregister (von 2006) diesbezüglich hört sich auch nett an:

- Speeding – QR 300-600

- Driving without a license – QR 1000

- Driving through a red light – QR 1000 (nach Angaben von Marisa von der deutschen Botschaft in Qatar sogar 3000 QR, also ca. 600 Euro...)

- Driving under the influence of alcohol – QR 1000-6000 + jail sentence of one to six month

Gute Fahrt euch allen ;-)

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Harry Potter und marokkanisches Essen...
Hier 2 kleine Geschichten aus der Rubrik persönliche Erlebnisse in einem muslimischen Land.
Ich empfange hier zu Hause ca. 1500 Sender, etwa die Hälfte davon ist unverschlüsselt und davon die Hälfte sind frei zugängliche Sex- und Pornokanäle... Und da gehe ich heute in Harry Potter und freue mich auf die Kuss-Szene. Und was passiert?! Genau diese Szene ist aus dem Film herausgeschnitten!!! Ist das möglich?!

Die zweite Geschichte dreht sich ums Essen, mit dem ich bisher hier eher positive Erfahrungen gemacht habe. Bisher... Heute lud unser Chef Rania und mich zum Essen ein. Er ist Marokkaner, so gingen wir in ein marokkanisches Restaurant. Ich hatte auch noch nie marokkanisch gegessen und bin ja für neue Sitten, Bräuche und leckeres Essen meistens zu haben. Wir bekamen die Karte, der Chef fragte uns, was wir gerne essen würden und ich sagte, irgendwas mit „chicken“. Er wollte für uns wählen. Ok, das hatte ich hier schon öfter erlebt und war damit immer gut gefahren. Soweit, sogut. Ich freute mich auf mein Chicken und hatte mittlerweile auch ordentlich Hunger, es war 15 Uhr und schließlich hatten wir seit 11 Uhr nicht nur eine Stunde auf ein Gespräch mit dem Chef gewartet (ja – auch am Wochenende wird gearbeitet ;-) ) sondern eine weitere Stunde, um mit ihm zum Essen zu fahren. Doch ich hatte nicht mit der Vorspeise gerechnet. Zwei verschiedene Vorspeisen wurden in 4 Schüsseln gereicht. Das eine war Leber (leider überhaupt nicht mein Geschmack)... und auf meine Frage, was das nach einer Mischung aus Fleisch und Pilzen aussehende andere Gericht sei, übersetzte mir Rania „brain“. Gehirn. Von einer Kuh. Unser Chef nahm sich eine ordentliche Portion und schaute mich erwartungsvoll an... Vor, während und nach einem mini-kleinen Löffel Kuhgehirn hatte ich gegen den Brechreiz zu kämpfen und leerte nicht nur mein Glas mit frischgepresstem Orangensaft, sondern auch noch mein Wasserglas... Die Hauptspeise, marokkanischer Kouskous und Tajine (Hähnchen), schmeckte gut, auch wenn mir der Appetit vergangen war. Die 3. auf dem Tisch stehende und nach irgendwas mit Fleisch aussehende Hauptmahlzeit rührte ich dann aber doch nicht mehr an...
In diesem Sinne – Guten Appetit... ;-)

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Samstag, 21. Juli 2007
Ein Erlebnis der ganz besonderen Art...
... hatte Robert am Donnerstag. Eine Kollegin von Rania brauchte für die englische Version eines Fernsehbeitrages einen männlichen Sprecher, der ohne arabischen Akzent englisch sprach. Ihr gefiel Roberts Stimme und so fragte sie ihn. Robert, der erst seit etwas mehr als einer Woche sein Englisch auffrischt, dachte erst, das wäre nicht ernst gemeint – aber das war es sehr wohl! Und so fand er sich, ehe er sich versehen hatte oder wehren konnte ;-) ("Ich bin Arzt und kein Sprecher - gebt mir eine Aufgabe im OP, aber nicht hier!!!"), im Synchro-Raum wieder!



Der 3-minütige Beitrag war textlich gesehen sehr anspruchsvoll – nicht nur für einen ungeübten Sprecher! Wer kann schon einwandfrei den Namen von His Heighness Mohammad bin Nasser Mohannady aussprechen, nachdem er seine verschiedensten, sich über 3,5 Zeilen Text hinwegziehenden Titel vorgelesen hat?! ;-)



Robert kämpfte sich durch und meisterte seine Aufgabe. Nach ca. 2 Stunden, Hilfestellungen von Rania und mir (der Text hatte es wirklich in sich...!) und einigen Flüchen von Robert war alles im Kasten und der Beitrag vertont. Und: die Redakteurin war auch zufriedn.
Kostproben können nach meiner Rückkehr angehört werden ;-)

Hier noch ein aktuelles Bild des Erfolgstrios ;-)



C u!

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Donnerstag, 19. Juli 2007
Wir haben schon wieder viel erlebt und gesehen...
... auch wenn wir das aufgrund des leider sehr instabilen W-LAN-Netzes nicht immer gleich hochladen können, sind wir doch sehr fleißig und halten die meisten schönen Erlebnisse für euch fest ;-)

Hier Roberts Bericht vom 17.07.2007. Sorry für die Verspätung.

Heute ist Dienstag, der 17.07.2007 – Annes 3. Arbeitstag. Endlich tut sie auch mal was – bisher war größtenteils nur genießen und Doha-Erkunden angesagt ;-) Rania und Anne werden in den nächsten Wochen an gemeinsamen Projekten arbeiten, zum einen für den KI.KA, zum anderen für JCC.



Es gibt so vieles Neues hier zu sehen und zu erleben. Alles ist anders als man es in der westlichen, geordneten, hektischen und straff organisierten Welt gewöhnt ist. Hier sind alle total freundlich, man wird herzlich begrüßt und überall hin eingeladen – ob man diese Einladung annehmen sollte ist die zweite Frage. Aber gestern abend haben wir diese Einladung zu einem öffentlichen Radiosender von Doha angenommen und uns „The Voice of the Gulf“ zeigen lassen, und waren sogar bei einer Live-Sendung „On-Air“ dabei. Es war wirklich sehr interessant und aufregend. Ahmal, eine junge Frau, die auch bei Al Jazeera Children’s Channel arbeitet, moderiert dort 2 mal in der Woche eine einstündige Sendung und führte uns durch den Sender. Dabei lernten wir auch den General Manager kennen (hier auf dem Bild auch zusammen mit Ahmal).





Eine der Sprecherinnen, die wir dort sahen, war komplett verhüllt, und sprach quasi durch ihren Schleier durch ins Mikro. Auf Nachfrage erklärte mir Ahmal, dass die junge Frau schon länger hier arbeitet und früher auch nicht komplett verschleiert war. Seit ihrer Heirat ist sie allerdings verschleiert – bis auf die Augen. Ahmal nahm an, dass das ihr Mann wohl so wolle... Der General Manager toleriert das. Er sagt, es ist die Sache von jedem persönlich, sich zu verschleiern und damit zu moderieren oder nicht...

Es ist wirklich faszinierend, aufgrund der Temperaturen hier findet ein Leben auf der öffentlicher Straße nur im Auto statt. Man sieht tagsüber kaum Fußgänger – nur manchmal ein paar crazy people (meist Touris wie wir) – auf der Suche nach einem Taxi. Und ein paar Bauarbeiter, die, bis auf die Augen komplett verhüllt, in der Hitze arbeiten... Ansonsten geht das Leben in Doha erst ab 18/19Uhr abends richtig los. Dann fahren hier die tollsten Motorräder durch die Stadt, laufen überall Menschen in ihrer traditionellen Kleidung auf den Straßen rum oder sie sitzen genüsslich Shisha-rauchend bei einer leckeren Flasche kühler Limonade (= „Freezer“; die die Form von einer Bierflasche hat...) oder frischem Tee. Bier und andere Alkoholika sind hier nirgends zu finden – sie soll es nur in 3 oder 4 Pubs der Stadt geben.



Es macht irgendwie total Laune nachts 23 Uhr durch Doha zu fahren, laute Musik zu hören und diese ganze Atmosphäre auf sich wirken zu lassen. Wir sind jedes Mal wieder aufs Neue von den faszinierenden Moscheen, der Skyline von Doha, den vielen beleuchteten Gebäuden – quasi der ganzen Atmosphäre hier begeistert.



Heute morgen hatten wir ein sehr nettes Treffen mit einer Frau Kollenberg in der deutschen Botschaft in Qatar. Nachdem wir die superstrengen Sicherheitskontrollen passiert und die Beamten fast in den Wahnsinn getrieben hatten, weil wir nicht verstanden hatten, wie und in welcher Reihenfolge wir das Gate passieren sollten (warum sprechen die auch arabisch mit uns??? ;-) ), kamen wir durchgeschwitzt in die deutsche Botschaft. Frau Kollenberg war sehr nett und hat Anne und Rania viele interessante Anregungen und hilfreiche Adressen vermittelt. Gegen 10 Uhr sind Rania und Anne dann Richtung Sender los und ich hab mich auf den Heimweg gemacht, um mal einen Tag auszuspannen. Die letzten Tage waren für uns beide schon sehr anstrengend, da so viele neue Impressionen auf uns herein gestürzt sind, dass man kaum genug Zeit bekommt darüber zu reden oder wenigstens ansatzweise das Erlebte zu verarbeiten. Gestern abend waren wir noch kurz in Ranias Wohnung und hatten dort viel viel Fun – ein-zwei Bilder wollen wir Euch hier schon mal zeigen.





Zur Zeit sind die Temperaturen abends hier ziemlich „angenehm“. Ich würde schätzen so um die 35-39°C. In Deutschland scheint ja kurz nach unserer Abreise auch endlich der Sommer herein gebrochen zu sein – man liest doch ab und zu im Internet über die Heimat.

Ihr müsst Euch vorstellen, die laufen hier wirklich keinen Meter (wegen der Hitze). Das ist auch für uns zwar voll nachvollziehbar, aber selbst eingekauft wird per Telefon und irgendjemand bringt einem die Sachen nach Hause. Wenn man selbst mal die 5 Schritte zum Lebensmittelladen nebenan läuft, wird man nur ungläubig angeschaut und alle 2 Minuten von Taxi-Fahrern angehupt. Taxi-Driver sind übrigens fast alles Analphabeten und orientieren sich nur an bekannten Buildings oder Namen von Plätzen. Unser Stadtteil heißt „Najma“ (ausgesprochen: Naschma) – ich war heut auf dem Heimweg von der deutschen Botschaft ziemlich erfolgreich auf der Jagd nach einem Taxi und ließ mich auch sofort zu oben genannten Stadtteil fahren. Wenig später stand ich im Stadtteil „National“. Aber, Taxi fahren kostet hier auf 10 km geschätzte 3 Euro.
Abends fuhren wir mit Rania durch die Stadt. Auf einmal kurbelte der Mann im Auto neben uns die Scheibe herunter – und fragte, wie er in einen bestimmten Stadtteil kam. Wir mussten auch in die Richtung und ließen ihn hinter uns her fahren. Bei der nächsten roten Ampel fragte Rania, wo er denn genau hinwolle. Und da antwortete der Mann: zu seinem Haus. Er hatte nur vergessen, wo es ist und kannte nur das Hotel daneben.... ;-) Straßennamen gibt’s hier irgendwie kaum bis gar nicht, zumindest nicht in den kleinen Wohnvierteln.

Gestern waren wir das erste Mal am Strand. Man kann hier fast nur an Privatstränden von Hotels baden gehen, aber das ist nicht schlimm und auch nicht wirklich teuer. So lagen wir erst ca. 1,5h am Strand vom „Oasis-Hotel“ – es war sehr warm und wir waren froh, dass es so windig war.



Nach den besagten 90 Minuten war es dann aber so stürmisch geworden, dass wir uns an den Pool zurückzogen. Dort lagen wir noch ca. 2h, bis wir 14:30 Uhr mit Trillerpfeife vertrieben wurden, da ab halb 3 dort „Women only“ angesagt war. Und damit ist hier wirklich nicht zu scherzen. Man traut sich nicht mal den verschleierten jungen Frauen in die Augen zu schauen, weil man fürchtet gleich ins Gefängnis geworfen zu werden. Das ist hier alles irgendwie ziemlich verrückt. Aber, es gibt solche und solche Menschen hier. Momentan scheint das alles etwas im Umbruch zu sein, denn v.a. die junge Generation scheint auch mit diesen veralteten Traditionen brechen zu wollen. Immer mehr junge Frauen laufen unverhüllt in den Straßen und zeigen sich auch liberaler.

Vorgestern war ich mal auf eigener Erkundungstour. Habe mir mit einem Freund von Rania die Gegend etwas zeigen lassen und war unter anderem auch in 2 privaten und 1 staatlichen Krankenhaus. Alles sehr interessant und auf dem neuesten technischen Stand.

Ach, das ist übrigens Anne mit ihrer neuen, Land und Leuten angepassten Kluft:



Nein ;-) Nicht wirklich.
Dann bis demnächst ihr Lieben.
Viele Grüße!

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